DER MANN MIT DEN VIELEN HÜTEN

Man sieht ihn selten mit Kopfbedeckung – und doch ist Dominic Ullrich anhand der Beschreibung „Mann mit den vielen Hüten“ treffend charakterisiert. Bei der letzten Stiftungsversammlung wurde der Leichtathletik-Lehrertrainer mit den vielen sportpolitischen Aufgaben einstimmig zum neuen Vorstandsmitglied der Deutschen Schulsportstiftung gewählt. Als Vertreter der Spitzenverbände übernimmt Ullrich die Position von Stefan Raid, der aufgrund seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden der Deutschen Sportjugend am 29. April 2021 nicht erneut für den Stiftungsvorstand kandidierte. Wir stellen das neue Vorstandsmitglied vor und erklären, was es mit den Hüten auf sich hat.

Dominic Ullrich, der Sportler

Seine sportlichen Wurzeln hat Dominic Ullrich im Turnen und Handball. Zur Leichtathletik kam er erst im Verlauf seiner Jugend, weil ein Lehrer im Schulsport auf die Sprint- und Weitsprungfähigkeiten des Schülers aufmerksam wurde. So kam es, das Ullrich auch an „Jugend trainiert“-Wettbewerben in der Leichtathletik teilnahm. Seine Schule war zwar nicht sonderlich erfolgreich, aber den Wert des Schulsportwettbewerbs weiß Ullrich seit jener Zeit zu schätzen. An seiner Schule knackte er einst mit 6,69 m den Schulrekord im Weitsprung, obwohl er keinerlei Vorerfahrung in der Disziplin hatte. Dabei kam ihm seine außerordentliche Sprintfähigkeit zugute, die ihm viele Jahre später sogar internationale Erfolge einbrachte. In der M35 gewann Ullrich 2004 in Sindelfingen bei den Seniorenweltmeisterschaften der Leichtathletik einen kompletten Medaillensatz. WM-Gold sicherte sich Ullrich mit der 4*200 m Staffel, Vizeweltmeister wurde er über 200 m und Bronze bei den „World Masters Athletics Championships“ holte er im 60 m Sprint.

Dominic Ullrich, der Trainer

Hauptberuflich ist Dominic Ullrich seit 2002 in Vollzeit als Leichtathletik-Lehrertrainer an der Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt am Main angestellt und gehört als Leistungssportkoordinator mittlerweile auch der Schulleitung an. An der Eliteschule des Sports ist er seit 19 Jahren für die Talentsichtung und -förderung ab der vierten Klasse verantwortlich. Ursprünglich war Ullrich als Sport- und Geografielehrer im Main-Taunus-Kreis an einer Gesamtschule in den Schuldienst gestartet und arbeitete parallel als Trainer im Verein. Dann begann er, sich beim Hessischen Leichtathletik-Verband als Landeskadertrainer für Sprint und Hürde zu engagieren. Aber auch als Bezirksauswahltrainer im Handball war Ullrich aktiv. Seine Vielfältigkeit zählt bis heute zu Ullrichs größten Stärken. Stets war es ihm wichtig, über den Tellerrand der Leichtathletik hinauszublicken. So war er beispielsweise als Konditionstrainer des früheren Tennisprofis und Australien Open Finalisten Rainer Schüttler tätig und hat in den letzten Jahren einen YouTube-Kanal aufgebaut, in dem er seine Expertise sportartenübergreifend an Interessierte weitergibt. Der Kanal hat inzwischen fast 10.000 Follower und umfasst mehrere Hundert Lehrvideos, die teilweise über 100.000-mal angeklickt wurden. Ein Video kommt sogar auf mehr als 170.000 Zugriffe. Allein die Reihe „Training mit Abstand“, die Ullrich in der Coronapandemie aufgelegt hat, besteht mittlerweile aus 82 Teilen. 

Dominic Ullrich, der Funktionär

Dominic Ullrich sagt von sich selbst, er habe sich immer als Trainer gesehen. Aber irgendwann hat der gebürtige Hesse erkannt, dass er im Sport (noch) mehr bewegen kann, wenn er neben der Lehrtätigkeit als Trainer auch auf Funktionärsebene aktiv ist. Erste Einblicke in die Verbandsarbeit erhielt Ullrich wie beschrieben noch in der Rolle des Trainers beim Hessischen Leichtathletik-Verband, wo er später im Arbeitskreis Schulsport auch die Aus- und Fortbildung im Land Hessen vorantrieb. Für den Deutschen Leichtathletik-Verband gab er bundesweit als Referent seine Expertise an andere weiter; 2009 wurde er zum Stellvertretenden Vorsitzenden der DLV-Jugend gewählt, seit 2017 ist er deren Vorsitzender und damit auch Präsidiumsmitglied im Vorstand des DLV. Außerdem ist Ullrich Mitglied der Bildungskommission des Deutschen Olympischen Sportbunds, Vorsitzender des Vereins zur Förderung sportlicher Talente in den hessischen Schulen und nun auch noch Vertreter der Spitzenverbände im Vorstand der Deutschen Schulsportstiftung. Womit die Sache mit den Hüten geklärt wäre. 

„Den Aufstieg in den Bundesvorstand des DLV habe ich als große Chance gesehen, als Person von der Basis und aus dem Trainingsalltag, mit sportpolitischer Verantwortung Dinge gestalten und vorantreiben zu können,“ sagt Ullrich. Es gehe ihm darum, Akzente zu setzen. Die Tatsache, dass seine unterschiedlichen Ehrenämter und sein berufliches Engagement eng miteinander verzahnt seien, schaffe große Synergieeffekte, die er zum Wohle des Sports einbringen wolle. 

Dominic Ullrich, der Macher und Mensch

Dominic Ullrich ist das, was man einen „Macher“ nennt. Einer, bei dem man sich fragt, ob es wirklich sein kann, dass auch sein Tag nur 24 Stunden lang ist. Einer, der Ideen nicht nur entwickelt, sondern sie auch konsequent mit Einsatz und Leidenschaft umsetzt. Einer, dem es nicht um Ämter geht, sondern um die Sache. Für die Deutsche Schulsportstiftung (DSSS) zum Beispiel engagierte sich Ullrich in den letzten Jahren bereits intensiv, obwohl er innerhalb der Stiftung keine offizielle Funktion inne hatte. Als Gast nahm er für den Leichtathletik-Verband regelmäßig an den Kommissionssitzungen der Spitzenverbände teil. Als die beiden Arbeitsgruppen „Weiterentwicklung Grundschulwettbewerb“ und „Weiterentwicklung Gesamtwettbewerb“ gebildet wurden, arbeitete er – immer noch als Gast – in beiden Arbeitsgruppen mit; in derjenigen zum Grundschulwettbewerb, welcher im Schuljahr 2022/23 an den Start gehen soll, sogar federführend. 

Ullrich ist kompetent, überzeugend, visionär und enthusiastisch. Deshalb hat Stefan Raid, Ullrichs Vorgänger im Vorstand der DSSS, ihn auch gefragt, ob er seine Position übernehmen wolle. „Dominic Ullrich bringt sehr viel Erfahrung und Fachwissen mit. Aber vor allem hat mich begeistert, mit welcher Leidenschaft er Jugend trainiert für Olympia & Paralympics lebt, auch verbandsübergreifend“, so Raid über seinen Nachfolger. Lobende Worte findet auch Dr. Thomas Poller, Vorstandsvorsitzender der DSSS: „Ich freue mich, dass mit Dominic Ullrich ein anerkannter Experte und Kenner von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics für die Mitarbeit im Vorstand gewonnen werden konnte. Mit ihm ist zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Schulsportstiftung ein aktiver Sportlehrer im Vorstand, was ich sehr begrüße. Dominic Ullrich wird mit seinen vielfältigen Erfahrungen im Schul- und Nachwuchsleistungssport die Vorstandsarbeit bereichern.“ 

Auch Stefan Raid wird der Stiftung erhalten bleiben

An Ullrichs Vorgänger gerichtet, der als Vizepräsident für Jugend und Schule im Deutschen Basketball Bund von 2017 bis 2021 im Vorstand der Deutschen Schulsportstiftung tätig war und im April den Vorsitz der Deutschen Sportjugend übernommen hat, sagt Dr. Thomas Poller: „Gleichzeitig möchte ich mich ganz herzlich bei Stefan Raid bedanken, der in den letzten Jahren mit seiner sachlichen und konstruktiven Art maßgeblich an der erfolgreichen Arbeit des Vorstandes der DSSS beteiligt war. Ich bin mir sicher, dass er in seiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Sportjugend in seinem Engagement für den Wettbewerb und den außerunterrichtlichen Schulsport nicht nachlassen wird. Außerdem wird er zukünftig die Arbeit des Vorstandes als Mitglied der Stiftungsversammlung der DSSS weiterhin konstruktiv begleiten.“ 

Der Angesprochene bestätigt, Schulsport sei von großer Bedeutung, gerade wenn es darum gehe, „wie wir die Bewegungsarmut von Kindern und Jugendlichen bekämpfen können.“ Sport und Bewegung in den Alltag junger Menschen zu integrieren sei auch ein zentrales Thema der dsj. Gemeinsame Projekte von Deutscher Sportjugend und Deutscher Schulsportstiftung seien deshalb durchaus denkbar. Und so könnte es sein, dass Stefan Raid und Dominic Ullrich – der Vorgänger und sein Nachfolger als Vertreter der Spitzenverbände im Vorstand der DSSS – auch zukünftig zusammenarbeiten werden. Es wäre dem Sport zu wünschen.